spoga+gafa 16.–18.06.2024 #spogagafa

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Im Gespräch mit dem Trendhunter Manuel Rucar

Der Trend zum Garten als privates Paradies

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Manuel Rucar ist Trendhunter bei der französischen Trendagentur Chlorosphere und hat sich auf die Gartenbranche spezialisiert. Wir sprachen mit ihm über die Rückkehr von Farben, aktuelle Entwicklungen bei Gartenprodukten und nationale Unterschiede bei der Nutzung von Außenbereichen.

Manuel Rucar, © Koelnmesse

Manuel Rucar (Bild: Koelnmesse)

Die Rückkehr der Farben

Manuel Rucar, als wir uns das letzte Mal trafen, waren Ihre Haare rosa, sind sie es immer noch?

Ja! Und überraschenderweise fragen mich viele Leute, wie sie diese Farbe bekommen können. Es ist ganz einfach, wenn man sich nur traut, es zu tun!

Das muss doch etwas bedeuten - und nicht umsonst lautet Ihre Theorie: Die Farben kommen zurück.

Ja! Denn nach der Pandemie und einer ziemlich deprimierenden Stimmung zwischen Krieg in der Ukraine, der Energieknappheit und dem Anstieg aller laufenden Kosten, wollen die Menschen immer noch träumen. Disneyland Paris verzeichnet Rekorde, die Zahl der Eintrittskarten dort steigt und die Farben kommen zurück! Die Menschen wollen nicht deprimiert sein! Sie wollen – noch – das Leben genießen, auch wenn es manchmal für alle sehr schwer ist.

Trends in der Gartengestaltung

Welche wichtigen Trends sehen Sie als Trendforscher in der Gartengestaltung?

Es ist ein überraschender Mix aus sehr unterhaltsamen und dann wiederum zeitlosen Produkten. Auf der einen Seite wollen die Verbraucher ihren Garten manchmal mit lebhaften Farben für Töpfe, Sonnenschirme, Kissen und Lampen gestalten, aber auf der anderen Seite sind langlebige Produkte mit zeitlosem Design und Materialien sehr wichtig. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Markt ein buntes Erlebnis mit praktikablen Produkten und ein nachhaltigeres Angebot an Außenmöbeln und Materialien bieten muss. Und ganz allgemein zeigen alle Signale, dass der Bedarf an qualitativ besseren Produkten weiter steigt, insbesondere bei Möbeln, Leuchten, Gartenspielzeug und Stoffen.

Nach Corona haben wir festgestellt, dass viele Menschen wieder mehr Wert auf ihren eigenen Garten legen. Wird sich dieser Trend fortsetzen?

Ja, von nun an haben viele Menschen verstanden (weil sie damit konfrontiert wurden!), wie wichtig es ist, ein eigenes, sicheres, privates Paradies zu haben. Das ist gesellschaftlich gesehen eine sehr große Veränderung, die wir für unsere Grüne Branche verstehen müssen. Der Garten ist kein Accessoire, sondern wir haben gemeinsam verstanden, dass er uns einen sicheren Raum bietet, um schwierige Zeiten zu überstehen. Er kann der psychischen Gesundheit dienen, der Freizeitgestaltung oder einfach der Entspannung. Er kann ein üppiger Dschungel oder ein sehr handfester Mineralgarten sein.

Lebhafte Farben im Garten (Bild: Engin Akyurt, Unsplash)

Verbraucher gestalten ihren Garten mit lebhaften Farben. © Engin Akyurt auf Unsplash

Der Garten als Ort der Begegnung

Der Garten wird immer mehr zum Ort der Begegnung. Was ist Ihre Meinung dazu?

Das Thema hat so viele Bedeutungen, und es ist sehr interessant, weil die Gartenbranche nicht nur für den Einzelhandel, Baumärkte und Gartencenter, sondern beispielsweise auch für Landschaftsbauunternehmen tätig und relevant ist. Stadtarchitekten werden gebeten, Parks und Grünflächen zu bauen, damit sich die Menschen treffen, ausruhen und sogar arbeiten können. Im Garten nehmen sich die Menschen Zeit! In den verschiedenen Ländern hat der Außenbereich unterschiedliche Funktionen. Im Vereinigten Königreich zum Beispiel findet man oft etwas im hinteren Teil des Gartens und einen sehr schönen und gepflegten Rasen in der Mitte. Der hintere Teil des Gartens wird immer häufiger als zweite Terrasse mit einem Pavillon oder einer Feuerstelle genutzt, um die Nachbarn oder die Familie zu treffen. In den osteuropäischen Ländern ist der Garten oft voll mit Spielzeug für die Kinder, nicht nur für die Familie, sondern auch für Freunde und die Nachbarschaft. In den nördlichen Ländern Europas kann der Garten aber auch sehr unruhig, aber in positiven Sinnen, sein (z.B. für die Amerikaner), denn manchmal gibt es dort keine Zäune! Es gibt keine Grenzen zwischen dem eigenen Grundstück und dem des nächsten Hauses. Die Art und Weise, wie sie Raum und sogar Einrichtungen teilen, kann ein großartiges Beispiel für uns alle sein!

Ein Blick voraus

Lassen Sie uns einen Blick auf die nächsten fünf Jahre werfen. Was sehen Sie?

Die Antwort fällt für jedes Land und sogar für jedes Gebiet etwas anders aus, aber wenn wir einen Vergleich zwischen den Märkten anstellen, zeigt sich etwas sehr Interessantes: Wir haben im Laufe der Jahre sehr starke und übermäßig normalisierte Geschäftsmodelle gesehen, aber jetzt kommen junge Unternehmer, Künstler, Handwerker mit einem hohen Bildungsniveau und einem verzweifelten Bedürfnis, einen Sinn für ihr berufliches Leben zu finden, indem sie etwas tun, das für die Natur und die Menschen wichtig und mit starken Werten verbunden ist. Sie bauen neue Modelle, sie gründen Blumenfarmen, Konzeptläden, solarbetriebene Werkzeuge, ein etwas entschleunigteres Leben. Es ist sehr schwer zu beschreiben, denn diese Modelle sind nicht in Verbänden oder Vereinen organisiert, sie sind einfach viele, viele Einzelpersonen, die sehr kleine und lokale Imperien aufbauen.

Wie sehr freuen Sie sich darauf, auf die spoga+gafa in Köln zu kommen?

Ich freue mich schon seit vielen Jahren auf jede Ausgabe! Es ist DER Ort, an dem man sich in wenigen Tagen einen Überblick über so ziemlich alle Produkte verschaffen kann! Wer sonst kann das schon! Für mich ist es sehr anstrengend, weil es so viele Informationen zu sammeln und verarbeiten gibt! Unser Team macht mehr als 1000 Bilder pro Tag, um unseren Bericht zu erstellen, das ist einfach unglaublich. Es gibt keine andere Messe auf der Welt, auf der man diese ganze Vielfalt sehen kann, und auch wenn die Nächte kurz sind, lohnt sich die Reise auf jeden Fall!