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Im Garten mit: Erwin Meier-Honegger (Ernst Meier AG)

25.04.2019

Erwin Meier-Honegger leitet zusammen mit seiner Schwester Bettina Walser-Meier das Schweizer Familienunternehmen Ernst Meier AG. – Foto: meier-ag.ch

Erwin Meier-Honegger leitet zusammen mit seiner Schwester Bettina Walser-Meier das Schweizer Familienunternehmen Ernst Meier AG. – Foto: meier-ag.ch

Seit 2012 leitet Erwin Meier-Honegger zusammen mit seiner Schwester das Schweizer Familienunternehmen Ernst Meier AG. Das dazugehörige Gartencenter ist eines der innovativsten in Europa.

Begonnen hat die Geschichte des Unternehmens bereits 1894. Damals wurde eine Samenhandlung mit 28 Mitarbeitern im Schweizer Tann gegründet. Heute beschäftigt der Betrieb über 200 Personen und ist am neuen Standort in Dürnten im Zürcher Oberland auf 35.000 Quadratmetern Fläche herangewachsen. Das Gartencenter hat bereits viele Preise gewonnen: beispielsweise 2012 den „Graines d'or“ als bestes internationales Gartencenter der französischen „Groupe J“ und 2016 den „This-Priis“, eine Auszeichnung für Unternehmen, die Mitarbeiter mit einem Handicap nachhaltig integrieren. Zur AG gehören neben dem Gartencenter auch eine große Gärtnerei, eine Gartenbauabteilung sowie ein Verlag.

Herr Meier-Honegger, Sie haben Gärtner gelernt und leiten den Betrieb, den Ihre Urgroßeltern gegründet haben, jetzt in der vierten Generation. War das immer klar für Sie, dass Sie hier einmal einsteigen werden, oder gab es zwischenzeitlich auch schon mal andere Pläne? Heute haben viele Familienunternehmen ja das Problem, einen Nachfolger zu finden.

Meier-Honegger: Die Begeisterungsfähigkeit meines Vaters, die Entwicklungsperspektive des Unternehmens und die Aussicht, im Auftrag des internationalen Gartencenter Verbandes die Welt zu bereisen, haben mich geködert. Bei mir haben diese Köder funktioniert und der damit zusammenhängende Beruf war eigentlich sekundär. Nun bin ich herausgefordert, die passenden Köder für meine Nachfolge und gegen den allgegenwärtigen Fachkräftemangel zu finden.

Beruflich und durch Ihre Verbandsarbeit kommen Sie auch international viel herum. Wie unterscheidet sich die Grüne Branche in der Schweiz von der ihrer Nachbarn? Oder gibt es gar keine Unterschiede?

Meier-Honegger: Man kann den Charakter eines Landes wohl nirgends so ausgeprägt erleben wie in den jeweiligen Gartencentern. „Zeig mir Deine Gartencenter und ich sage Dir, wer Du bist“, könnte man es meiner Ansicht nach zusammenfassen. Wenn es die TV-Sendung „Wetten, dass?“ noch gäbe, würde ich mich in einem beliebigen Gartencenter aussetzen lassen und darauf wetten, innerhalb von zwei Minuten das jeweilige Standort-Land bestimmen zu können.

Werden Sie im September auch wieder zur spoga+gafa nach Köln kommen?

Meier-Honegger: Mittlerweile durfte ich die Einkaufsverantwortung an meine Kollegen abgeben. Dadurch sind die Kölner Messen für mich keine Pflichttermine mehr. Der Besuch von branchenfremden Anlässen ist für mich zuweilen wichtiger, um die Veränderungen im Handelsumfeld zu verstehen. Alle paar Jahre gehört der Besuch jedoch wieder dazu, um den Kontakt zum Branchenumfeld nicht zu verlieren. Ich stimme da mit einer Einschätzung überein, welche ich kürzlich in einem Newsletter des kanadischen Medienunternehmers Tyler Brûlé gelesen habe: „Why do people come to trade fairs? Because you need to haggle and build relationships in person and we shouldn’t forget that there’s a certain amount of eroticism that goes with massive exhibitions like this. The trade fair is just a continuation of the three-day school trip we all grew up with.”

Sie investieren viel in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter und sagen, Gartenverkäufer müssten sich mehr zu Naturberatern entwickeln. Wie wichtig sind gute Mitarbeiter für den Erfolg eines Gartencenters?

Meier-Honegger: Sie sind das Wichtigste. Alles, außer den Mitarbeitenden gibt es online. Der Handelsguru David Bosshart vom renommierten Gottlieb Duttweiler Institut fasst den zukünftigen Erfolg im Handel in folgender Formel zusammen: Zwei Teile Dienstleistung plus ein Teil Produkt. Dienstleistung = Mitarbeitende. Sie sind viel wichtiger als Produkte und Kulisse.

Sie sind auch Herausgeber der Gartenzeitschrift „Schweizerischer Pflanzenfreund“, die monatlich erscheint. Das Blatt gibt es bereits seit 1900. Wie erklären Sie sich den langanhaltenden Erfolg? Viele andere Gartenzeitschriften wurden ja in den letzten Jahren eingestellt.

Meier-Honegger: Erfolg ist relativ; aber die Beliebtheit ist hoch. Es ist jedoch möglich, dass unsere Abonnementszeitschrift eine neue Relevanz erhält. Die erwähnte 2:1 Formel bedingt neue Wertschöpfungsmodelle. In diesem Zusammenhang setzen viele Unternehmen wie z.B. Apple auf Abo-Modelle. Kann das auch eine Lösung für Garten-Center Dienstleistungen sein? Die Abonnementgebühr als Paywall für ergänzende Serviceleistungen im stationären Handel?

Finden Sie neben all den Aufgaben auch noch Zeit für einen eigenen Garten? Oder haben Sie keinen, weil Ihnen all die Pflanzen genügen, mit denen Sie sich beruflich den ganzen Tag beschäftigen?

Meier-Honegger: Meine Gattin pflegt unseren privaten Terrassengarten. Sie ist meine kritischste und experimentierfreudigste Kundin. Jeden Sonntag gibt es einen gemeinsamen Terrassenrundgang mit inspirierenden Erkenntnissen für mich.

Weitere Informationen: meier-ag.ch