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"Laien beherrschen die sozialen Kanäle besser als Unternehmen"

21.10.2019

Silvia Appel („Garten Fräulein“) – Foto: Kristijan Matic

Silvia Appel („Garten Fräulein“) – Foto: Kristijan Matic

Mit ihren verschiedenen Social-Media-Kanälen will Silvia Appel Lust auf das Leben mit Pflanzen machen. Bereits seit sechs Jahren ist die 33-jährige Würzburgerin unter dem Namen „Garten Fräulein“ im Netz aktiv.

Früher hat Appel Medienmanagement studiert. Heute widmet sie sich ganz dem Gärtnern – sowohl auf dem Balkon, der Fensterbank, im eigenen Garten als auch im urbanen Gemeinschaftsgarten. Und sie lässt die Welt an dieser Leidenschaft teilhaben. Auf ihrem Blog und den Accounts bei Facebook, Instagram und Pinterest zeigt sie ihre Erfolge und gibt viele hilfreiche Tipps: Beispielsweise wie man Stauden teilt, Tomatensamen erntet oder Blumenzwiebeln setzt … Mittlerweile schreibt Appel auch Gartenbücher, hält Vorträge, verkauft im eigenen Onlineshop liebevoll gestaltete Saatgut-Boxen, schicke Gartenhandschuhe und reichlich Biosaatgut. Seit Ende 2016 kann sie von den Garten Fräulein Projekten leben.

Der Blog ist für das Garten Fräulein die wichtigste Plattform.

Der Blog ist für das Garten Fräulein die wichtigste Plattform.

Frau Appel, würden Sie sich eher als klassische Bloggerin bezeichnen oder als Influencerin? Oder gibt es da für Sie keinen Unterschied?

Appel: Das ist schwer zu sagen. Wenn ich mich irgendwo vorstelle, habe ich immer Schwierigkeiten, zu erklären, was ich eigentlich beruflich mache. Keiner der beiden Begriffe trifft es meiner Meinung nach so richtig. Das Projekt „Garten Fräulein“ hat sich in den letzten Jahren zu einer ganz eigenen kleinen Welt entwickelt. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich aber wahrscheinlich eher als Influencerin bezeichnen, denn ich bin zurzeit auf Instagram sehr aktiv. Der Blog ist aber weiterhin mein wichtigstes Standbein. Über ihn werde ich im Netz gefunden und er gibt den Leuten auch einen guten Gesamtüberblick über das, was ich alles mache.

Instagram zählt für viele Nutzer zur besten Inspirationsquelle für grüne Fragen.

Instagram zählt für viele Nutzer zur besten Inspirationsquelle für grüne Fragen.

Seit einiger Zeit geistert ja die neue Wortkreation Plantfluencer durch die Medien. Glauben Sie, dass im Garten- und Pflanzenbereich die sozialen Medien einmal eine ähnliche Bedeutung erlangen können, wie beispielsweise in der Mode oder der Tourismusbranche?

Appel: Ich denke, dass die sozialen Medien auch in den Themenfeldern Pflanzen und Garten eine größere Bedeutung erlangen werden. Momentan kann man das vor allem bei den Zimmerpflanzen beobachten. Unter dem Hashtag „Urban Jungle“ posten unzählige Leute das Grün in ihren Wohnungen.

Auch bei mir haben in diesem Jahr die Follower-Zahlen extrem zugenommen. Vor allem auf Instagram werde ich sehr stark als Garten- und Pflanzen-Expertin wahrgenommen. Das liegt sicher auch daran, dass ich in meinen Stories sonntags regelmäßig eine Fragestunde anbiete. Solche Services kommen bei den Leuten total gut an und sind ihnen sehr wichtig. Instagram ist meiner Meinung nach dafür die beste Plattform. Man kommt hier einfach schneller und einfacher in Kontakt als beispielsweise bei Facebook. Aber nicht nur ich, auch viele andere, die sich in den Kanälen mit lebendigem Grün beschäftigen, haben derzeit großen Zulauf. Dabei betreiben die meisten ihren Account gar nicht professionell, sondern nur als Hobby. Aber gerade, weil so viele Laien online unterwegs sind, nimmt das auch vielen Anfängern die Hemmung, Fragen zu stellen. Insgesamt ist das Netz ein riesiger Wissenspool.

Sonntags bietet das Garten Fräulein in ihrer Instagram Story regelmäßig eine Fragestunde an.

Sonntags bietet das Garten Fräulein in ihrer Instagram Story regelmäßig eine Fragestunde an.

Überhaupt beherrschen Laien die Social-Media-Kanäle häufig besser als große Unternehmen mit riesigen Marketing-Budgets. Dort werden die Accounts oft so behandelt, als würde man eine Zeitung machen. Es gibt tatsächlich feste Redaktionspläne, die ein halbes Jahr im Voraus erstellt werden … Auch den meisten Unternehmen aus der Grünen Branche ist gar nicht klar, wie sie die unterschiedlichen Kanäle sinnvoll nutzen können. Ich glaube, die Kunden erwarten von Unternehmen im Netz Serviceangebote, die ihnen tatsächlich etwas bringen. Sie wollen nicht nur an Gewinnspielen teilnehmen oder über irgendwelche Rabattaktionen informiert werden. Um sich als Unternehmen von anderen abzuheben und Kunden tatsächlich an sich zu binden, muss da mehr kommen.

Das Garten Fräulein bietet ihren Nutzern viele Tipps zum erfolgreichen Gärtnern.

Das Garten Fräulein bietet ihren Nutzern viele Tipps zum erfolgreichen Gärtnern.

Sind die Menschen, die sich bei Instagram und Co. tummeln, in erster Linie am Gärtnern und an den Pflanzen interessiert? Oder geht es dort eher ums Dekorieren?

Appel: Ich glaube, das kann man nicht trennen. Im Netz gibt es beide Lager, aber das finde ich o.k.. Bei klassischen Gartenzeitschriften ist das ja auch nicht anders. Die einen kaufen sie, um schöne Bilder zu gucken, die anderen, um nützliche Tipps für das eigene Grün zu erhalten. Bei den Instagram-Beiträgen zu Zimmerpflanzen steht der Deko-Gedanke wahrscheinlich tatsächlich häufig im Vordergrund. Aber für die meisten Leute sind Topfpflanzen keine Wegwerfartikel. Sie wollen, dass sie gesund und am Leben bleiben und holen sich darum häufig auch Infos und Tipps im Netz.

Weitere Informationen: garten-fraeulein.de